Was ist eigentlich Objektophilie?

Ausschließlich Gegenstände als Liebes- und Sexualpartner ?

* (In erster Linie JA, aber es gibt dennoch, wie sonst überall auch, Mischformen und unterschiedliche Facetten der Ausprägung, wo durchaus beides möglich sein kann, sowohl die Liebe zu Gegenständen, als gleichzeitig auch zu einem menschlichen Partner.

Aufgrund ihrer besonderen Lebenssituation, sollten sich auch diejenigen hier angesprochen fühlen *)

Die Liebe zu Gegenständen; einem bestimmten Gegenstand ?

Das kann im Prinzip alles sein, zum Beispiel ein Musikinstrument, eine Maschine, ein Fahrzeug oder eine Konstruktion !


Von Bedeutung ist nicht, worum es sich im Einzelfall handelt, sondern, daß es "Etwas" ist, was personenunabhängig völlig für sich allein steht!!!

Der Gegenstand/das Objekt ersetzt also nicht etwa einen menschlichen Partner, sondern steht anstelle dessen !!!

*

Es geht um viel mehr!

Es besitzt als das, was es ist, eine eigene Identität und Körperlichkeit.

Wie eine Geige z.B. ihren einzigartigen Klang besitzt und es auch die Maserung ihres Holzes nur ein einzigesmal geben kann.

Oder das geliebte Auto, welches viele Menschen voller Hingabe hegen und pflegen, als
männlich
oder weiblich empfunden wird und einen entsprechenden Namen bekommt; charakterisiert und personifiziert wird.

Eigentlich ist es die simple Anziehung durch Objekte. Damit sind also keine Lebewesen gemeint, obwohl man die Dinge, in die man sich als Objektsexueller verliebt, in gewisser Weise als solche betrachtet. Wenn man nun also Gegenstände als Lebewesen betrachtet, ist es auch leicht, sich in sie zu verlieben.
Bezeichnend also ist, daß es um
das Lieben
eines bestimmten Objektes geht, dem all die Empfindungen zuteil werden, die im Regelfall einem menschlichen Sexualpartner entgegengebracht werden. Der Objektsexuelle fühlt sich in erotischer Hinsicht nicht vom Körperschema eines anderen Menschen angezogen und so hat es für ihn auch keinerlei Bedeutung, ob das Objekt, in welches er sich verliebt, einen offensichtlichen Vergleich zulässt, wie es unverkennbar bei einer Puppe oder einem Plüschtier, auf den ersten Blick der Fall wäre.
Das mag einer der Gründe sein, weshalb es für einen Nichtobjektsexuellen so schwierig ist, nachzuempfinden, wie man sich in etwas verlieben kann, was diesem Schema scheinbar nicht entspricht.
Aus objektophiler Sicht empfindet man das natürlich ganz anders. Er verliebt sich zum einen genau
in das, was dieses bestimmte Objekt als solches ausmacht und zum anderen, weil dessen Äußeres ein ganz bestimmes Aussehen hat, welches seinen erotischen Vorlieben entspricht.
 

 


"Geige" Copyright O.Joachim

Das geliebte Objekt als "Du", als persönliches Gegenüber und Partner !

Zwischen Freude und Leid liegt eine ganze Welt!

Dahinter steht eine weittragende komplexe Gefühlswelt, welche zum einen die gesamte Palette emotionaler Regungen, genau wie bei einer zwischenmenschlichen Beziehung mit einschließt, (z.B. Situationen, in denen Eifersucht und Liebeskummer entstehen, ebenso Mitleid, Trauer, oder die sprichwörtlichen Schmetterlinge im Bauch u.s.w.). Zum anderen ist sie eng und untrennbar mit der eigenen Entwicklung, Lebensgeschichte und Persönlichkeit verbunden und macht sich bereits in frühester Kindheit bemerkbar. Genauso, wie man sich im Erwachsenenalter daran erinnert, sich schon immer zu einem bestimmten Typus Mann oder Frau hingezogen gefühlt zu haben, sind es für jemanden, der objektsexuell empfindet, schon immer bestimmte charakteristische Formen, Konstruktionen, oder geometrische Körper gewesen, die ihn fasziniert und angezogen haben.

*

Was einen objektophil Empfindenden von anderen zwischenmenschlich Sexualpartnerorientierten unterscheidet, ist lediglich die Wahl seines eigenen ungewöhnlichen Sexualpartners, nicht aber die Gefühle, die er für diesen empfindet.


*

Die Sprache der Dinge!



Der Objektsexuelle steht auch in Kommunikation mit seinem geliebten Gegenstand.

Er kann sehr wohl zu ihm sprechen, aber es funktioniert natürlich nicht so, daß er in gleicher Form gesprochene Worte als Antwort erhält, doch wird er immer zu einer gemeinsamen Ebene mit ihm finden.

Dieses lässt sich nicht leicht erklären und die Möglichkeiten, in einer kommunikativen Beziehung zu einem bestimmten Gegenstand zu stehen, können von unterschiedlichster Art und Weise, Empfindung und Wahrnehmung sein.

Am wohl ehesten nachvollziehbar lässt sich diese Verbindung mit dem Beispiel eines objektsexuellen Musikers beschreiben, da es für ihn, naheliegend, die Sprache der Musik sein wird, in welcher er mit seinem geliebten Instrument kommuniziert.(Diese Art der Kommunikation bestätigen selbst die Erzählungen zumeist nicht einmal objeksexueller Musiker, die dennoch eine innige Verbindung zu ihrem Instrument empfinden.)

Für jemanden, welcher in einer objektophilen Beziehung zu Computern steht, wird es sehr wahrscheinlich sein, über die Sprache der Bits und Bytes zu kommunizieren.

Andere Objektsexuelle finden über die Gesetze der Metaphysik und der Auseinandersetzung mit der Philosophie zu dieser Verständigungsebene.

Eine weitere Möglichkeit stellt der Animismus, eine alte Naturreligion dar.
Der Glaube daran, das alles, auch die Dinge leben und eine Seele besitzen.

Wahrscheinlich kann man das gar nicht objektiv beurteilen, was nun richtig oder falsch ist, denn es ist immer eine Sache der persönlichen Anschauung.

*


Eine unbekannte Gleichung!

Objektsexualität ist eine kaum bekannte Facette in der Vielfalt und Erscheinung menschlicher Sexualität und stellt vielleicht gerade aus diesem Grund soetwas wie ein besonderes Tabu da; etwas worüber man nicht spricht.

Aber wer kann schon über etwas reden, was er ja gar nicht kennt!

Darum mag gerade die außergewöhnliche Feststellung, Gefühle der Zuneigung, des Verliebtseins, ja Liebe gegenüber etwas anderem, als einem Menschen zu empfinden, für den einen oder anderen Objektsexuellen der Grund dafür sein, sich nicht zu seinen Gefühlen zu bekennen, geschweige denn, jemals mit irgend jemandem darüber zu reden.

Vielleicht versucht er es einfach zu verdrängen, weil er es selbst für absonderlich und nicht lebbar hält.

Oder er genügt sich damit, das Geheimnis seiner wahren Liebe, wie einen Augapfel zu hüten und glaubt dabei wohlmöglich noch immer, weit und breit, der oder die Einzige mit dieser Neigung zu sein, was zu Selbstzweifeln veranlassen mag und einen dazu neigen lässt, sich von seinen Mitmenschen zu isolieren.

Und schließlich ist da noch die Angst von anderen, Familie und Freunden in Frage gestellt, nicht ernst genommen, oder gar patalogisiert zu werden.

All denen soll diese Homepage ein wenig Mut machen !!!

*

Alles nur eine besondere Form von Fetischismus ???

Daß ein Mensch sich in eine Maschine, ein Musikinstrument oder was auch immer verliebt und mit diesem Objekt seiner Begierde, eine vollwertigen Partnerschaft eingeht, kommt offenbar so selten vor, daß es meines Wissens, darüber keinerlei aufschlußreiche Publikationen gibt. Aussagen hierzu sind sehr vage und passen auch nicht unter den bekannten Begriff des Fetischismus, bei dem es sich ja gerade in vielerlei Form und Ausprägung um die sexuelle Fixierung auf sogenannte unbelebte Objekte handelt.

Dennoch umschreibt und definiert der Fetischismusbegriff nicht das, was ein objektsexueller Mensch fühlt und denkt und was seine spezielle Form der Sexualität ausmacht.

*

Die Klärung eines zutreffenden Begriffes !

Ich habe mir lange Zeit Gedanken gemacht, mit Freunden, (die in meinem Fall übrigens durchweg positiv zu meiner Neigung stehen), und den mir bisher bekannten Gleichgesinnten darüber disskutiert, wie man diese sexuelle Lebensform wohl am zutreffendsten benennen könnte, zumal eine charakteristische Definition dergleichen bislang noch nicht zu existieren scheint. So haben wir uns für Objektophilie entschieden.
Nachdem ich die englischsprachige Homepage eines schwedischen Gleichgesinnten entdeckt hatte, der sich schon länger mit diesem Thema befasste, stieß ich auf den letztendlich zutreffensten Begriff der Objektsexualität,(objectúm-sexualität,object-sexuality). Obwohl nun beide Begriffe, sowohl der der Objektophilie als auch der der Objektsexualität zutreffen, hat sich in den vielen nachfolgenden Gesprächen und weiteren Kontakten, der Begriff der Objektsexualität bewährt und gefestigt.

Objekt= das Objekt, der Gegenstand = lateinisch: die Sache / Philie= Liebe, Zuneigung.

Dennoch existiert ein eigener Begriff,"Dendrophilie", zutreffend für Menschen, die Bäume verehren, doch auch zu diesem Thema findet man kaum etwas.


Der Objektsexualität selbst mag vielleicht irgendwo ein gemeinsamer Ursprung im Fetischismus zugrunde liegen, um sich dann in eine völlig eigenständige Richtung weiter zu entwickeln. Darüber ist jedoch wenig bekannt und ich möchte mich an dieser Stelle nicht in irgendwelchen Spekulationen verlieren, doch wird im Fall der Objektsexualität wieder einmal deutlich, daß in der Vielfalt menschlicher Sexualität noch immer, wenig bekannte Bereiche außerhalb aller feststehender Kategorien existieren.

**

*

Es gehört viel Kraft dazu Gefühle zu zeigen,

 die ins Lächerliche gezogen werden könnten